Altschloßfelsen und Dianabild

    Die Altschloßfelsen

    Vom Eppenbrunner Weiher führt uns ein weißes Kreuz durch dichten Laubwald zu dem ca. 2 km entfernten Altschloßfelsen am nordöstlichen Ausläufer des 406 m hoch gelegenen Brechenberges. In einer Länge von ungefähr 1,5 km erhebt sich eine bis zu 20 m Höhe aufragende Felswand aus Buntsandstein. Wetter, Wind, Wasser, sprengender Frost und dörrende Hitze haben im Laufe der Zeit aus den Felsschichten ein natürliches Kunstwerk geformt, durchzogen von Filigranmustern und Säulengalerien.

    Wie ein surrealistischer Traum begleiten die rhythmischen vor- und zurückspringenden Steinformationen den Wanderer und erwecken durch ein faszinierendes Schattenspiel den toten Stein zum Leben. Die schillernden Rottöne des Felsens in ihrer feinen Nuancen verschmelzen sich im Lichte des Abendrotes eines vergehenden Sonnentages zu perfekter Harmonie.

    Deutlich lassen sich vier Türme ausmachen, die dicht nebeneinander stehend zum eigentlichen Hauptfelsen überleiten. An ihnen lassen sich Spuren erkennen, die darauf hindeuten, dass schon in früherer Zeit der Mensch von diesem Naturschauspiel angelockt wurde. Doch waren es rationale Gründe, die ihn bewogen, den Fels in Besitz zu nehmen. Von hier oben konnte man sowohl das Umland kontrollieren, als auch feindliche Angreifer leicht abwehren. Ergründen wir die Geschichte des Altschloßfelsens, im Volksmund auch „Eppenbrunner Schloss“ genannt.

    Obwohl eine frühe Besiedlung des Altschloßfelsens schon Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt war, befasste sich die Archäologie erstmals 1954 mit dem romantischen Felsgebilde. Bei einer genauen Untersuchung stieß man auf Spuren einer ehemaligen Befestigungsanlage mit Ausnahme von Fels 1. An der oberen Nordwand des Felsen 2 entdeckte man eine Stufenanlage, der wahrscheinliche Zugang zur Burg. Vermutlich erreichte man den eingearbeiteten treppenförmigen Schacht über eine Leiter, die beliebig eingezogen werden konnte und auf diese Weise vor unliebsamen Gästen schützte. Auf der Felsoberfläche entdeckte man Einschnitte für Balken die offensichtlich einen Verbindungssteg zu Fels 3 abstützten. Ferner wies die Plattform von Fels 2 einen getreppten Schacht, ein Bohrloch und Wandrinnen auf. In einer Wandrinne fand man Scherben aus dem Hochmittelalter. Eine Vertiefung von ca. 4 m Durchmesser auf der Oberfläche von Fels 3 diente vermutlich als Zisterne. Der 4. Fels, eine Art Doppelfels, wies Rest eine Mauerwerkes und Pfostenlöcher auf. Wahrscheinlich bildete dieser Fels eine Anlage für sich, obgleich kein Aufgang erkennbar war.

    Foto: Hr. KröherUnterhalb des Felsens, am Nord- und Südhang und zwischen dem 2. und 3. Felsen, fand man im Schutt Buckelquader, die in dieser Art im Mittelalter beliebt waren. Ähnliche Buckelquader fand man auch in einer Stützmauer am Dorfeingang in Roppweiler (F) und am Brunnen im gleichen Ort. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses alte Steinwerk von dem nahe gelegenen „alten Schloss“ stammt.

    Die Geschichtsträchtigkeit dieses majestätisch aufragenden roten Felsmassivs geht jedoch noch weiter zurück. Zwischen dem 3. und 10. Oktober 1964 entdeckte der Oberstudienrat L. Eckrich, der zusammen mit 8 größeren Schülern diverse Grabungen durchführte, eine Handvoll schwarzer geglätteter Scherben aus der La-Tène-Zeit (450-50 v. Chr.).

    Wenn heute davon ausgegangen wird, dass der Altschloßfelsen eine ehemalige Befestigung oder Burg beherbergte, worauf schon seine Bezeichnung hinweist, so bereitet doch das Fehlen des Namens dieses Felsennestes in den schriftlichen Quellen einige Kopfschmerzen. Zunächst ging man davon aus, dass ein römisches Kastell zum Schutz der hier nahe vorbeiführenden Römerstraße angelegt worden war. Zur Unterstützung dieser These verwies man allzu gern auf das nahe gelegene Dianarelief und die Römerstraße. Aber keinerlei Funde konnten bisher die Existenz einer solchen römischen Befestigung untermauern.

    Andere Stimmen glauben, dass die burgähnliche Befestigungsanlage auf den Felstürmen bereits zu mittelalterlicher Zeit gebaut wurde, aber schon bald in einer der damals üblichen zahlreichen Fehden ihr Leben aushauchte. Daniel Häberle weist in diesem Zusammenhang auf die Kriegszüge der Stadt Straßburg im Jahre 1398 im Bitscher Land hin, die zum Untergang von „72 guten Flecken und Dörfern“ führte. Diese Möglichkeit erklärt aber nicht, warum das „alte Schloss“ weder in der Grenzbeschreibung des Bitscher Landes 1196, noch im Teilungsvertrag von 1295, in dem bereits Eppenbrunn namentlich benannt ist, noch in der Grenzbeschreibung von 1605 zwischen Lothringen und Hanau-Lichtenberg Erwähnung findet. Möglicherweise hatten erst die Grafen von Zweibrücken-Bitsch nach 1297 eine Burganlage errichtet, die dann entweder einem der Straßburger Kriegszüge zum Opfer fiel oder aus sonstigen uns unbekannten Gründen bald wieder aufgegeben wurde. Die Erinnerung an die Burganlage mag schnell verloren gegangen sein, da das übriggelassene Baumaterial, insbesondere die bereits bearbeiteten Quadersteine, für den Bau von Häusern, Mauern oder Brunnen von der umliegenden Bevölkerung rasch abtransportiert wurde. 1605 waren schließlich sämtliche Spuren verwischt, so dass es niemand mehr für notwendig erachtete, den Altschloßfelsen als markanten Punkt in der Grenzbeschreibung zwischen Lothringen und Hanau-Lichtenberg ausdrücklich zu nennen.

    Ähnlich mysteriös verhält es sich mit der mittelalterlichen Burg Lindeskopf bei Eppenbrunn, auf deren Existenz, nach Schoch „noch Überreste“ hinweisen. Leider zeigt weder eine Karte irgendwelche Hinweise, noch können die hier ansässigen Bewohner etwas mit diesem Namen anfangen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass zwischen der mythischen Burg Lindelskopf und der Nichterwähnung des Altschloßfelsens in den schriftlichen Quellen einen Zusammenhang gibt.

    Foto: Hr. KröherWeniger die Unergründlichkeit dieses einmalig schönen Felsengebirges, das jedes Jahr zahlreiche Besucher, anlockt, sondern die Erhaltung und Pflege des Buntsandsteinmassivs aus wissenschaftlichen Gründen sowie die Heimatverbundenheit dieses Wahrzeichens von Eppenbrunn, veranlasste 1991 die Kreisverwaltung Pirmasens (jetzt Südwestpfalz) den Altschloßfelsen als wertvolles Kulturdenkmal unter Denkmalschutz zu stellen. Damit soll auch künftigen Generationen die Bewunderung dieses roten Traumes aus Buntsandstein garantiert werden. Hören wir einen Wanderer, der sich 1935 an das „Eppenbrunner Schloss“ heranpirschte:

     „Hier beginnen wir unsere Wanderung nach dem sagenhaften Altschloß, das in einem verlorenen Winkel, hart unter der Grenze, einen Dornröschenschlaf eigener Art schläft. Von der Wirtschaft am Weiher folgen wir dem Markierungszeichen weißes Kreuz. Über Felder geht der Weg und anschließend durch einen lichten Laubwald und bald kommen wir in ein liebliches, weltabgeschlossenes Tal, das sich gegen den Eppenbrunner Weiher öffnet und in dessen Zipfel wir hineinwandern. Gleich einer Märchenwiese liegt der Talgrund vor uns. Elfen und Waldmännchen könnten zu ihrem nächtlichen Märchenreigen keinen schöneren Platz finden als dieses stille Tälchen. Und tatsächlich, inmitten der grünen Wiesenfläche, finden wir einen so genannten Hexenring, gebildet durch Hutpilze, die schön geordnet einen Kreis von 2 m Durchmesser bilden. Der Volksmund weiß von diesen Hexenringen zu erzählen, dass es nachts, wenn die Menschen schlafen, sich Gnome und Elfen hier zum Reigen finden. Wieder nimmt uns der Wald auf und abermals folgen wir der Markierung, bis ein Wegweiser links hinüber nach dem Altschloß zeigt. Durch lichten Buchenwald steigen wir den Berg hinan und kreuzen auf unserem Weg oftmals Spuren von Schwarzwild, das wohl des Nachts seinen Weg hinter zum Wasser sucht. Steinpilze in allen Formen erheben ihre Hüte aus dem modernen Blätterteppich und am Weg stehen leuchtend rot mit weiß getupften Hüten die giftigen Fliegenpilze.

    Bald sind wir an dem ersten Felsgebilde des Altschlosses angelangt. Unvermittelt ragt aus der Erde ein mächtiger Felsriese empor, teilweise die Bäume seiner Umgebung überragend. Wie ein großer Wachtturm ist er hier vorgebaut und dahinter reihen sich weitere Felstürme in gleicher Größe und Mächtigkeit, oft in phantastischen Formen. Die Felstürme zeigen an ihren Seiten mannigfache Verwitterungserscheinungen. Teilweise glaubt man an ihnen Spuren von Menschenhand zu finden und es besteht auch die Annahme, dass diese Felsen einstmals von Menschen bewohnt waren. Eigentümlich ist, dass alle diese Felsentürme nach einer Richtung ausgerichtet sind, was wohl auf die Witterungseinflüsse zurückzuführen ist. Gegen die Wetterseite zu zeigen sie nämlich alle ein spitzes Gesicht. Zwischen den Felstürmen kann man durch romantische Durchlässe und Felsentore hindurchgehen und es ist nicht selten, dass man in einer Felsnische Eulen, die hier hausen, aufstöbert. Gegen die franzosische Grenze zu gehen die Felstürme in eine geschlossene Hochfläche über, die nach allen Seiten in schroffen Felswänden abstürzt. Der Berg, der diese Felsgebilde trägt, hat den Namen Brechenberg.

    Auf der Hochfläche des Berges wandern wir weiter gegen die Grenze zu, zum so genannten Aussichtspunkt, hart über der Grenze. Von hier aus hat man eine wunderschöne Aussicht über die Bergwelt des Wasgaues und hinunter auf den Schießplatz von Bitsch. Oftmals hallen hier die stillen Wälder an der Grenze vom Kanonendonner des nahen Schießplatzes. Dann sieht man von hier oben aus die Einschläge der Geschosse, die sich dann wie Pilze aus dem Boden erheben. Wenn ein Großtag auf dem Schießpaltz ist, dann steht zum Greifen nahe ein Fesselballon über dem Gelände und Flugzeuge schwirren über den Platz, um den Richtschützen an den Kanonen die Feuerlage zu übermitteln.

    Vom Altschloß steigen wir rechts zu Tal, um den so genannten Römersteinen einen Besuch abzustatten.“

    DAS DIANARELIEF BEI EPPENBRUNN

    Tief versteckt im Wald, unmittelbar an der Grenze zwischen Eppenbrunn und Roppweiler, befindet sich an einer Felswand aus Buntsandstein eingemeißelt, das Dianarelief aus römischer Zeit.

    Das Relief ist in einer künstlichen Vertiefung von 63x85 cm angefertigt. Es zeigt uns eine göttliche Triade, die im Laufe der Jahrhunderte stark verwittert ist. Die Deutung der drei römischen Gottheiten ist umstritten. Ein 80-jähriges Mütterchen kam Anfang des letzten Jahrhunderts auf die einfache Formel: „S’isch e Wibsmensch, e Hirt un e Parre!“. Zumindest was das Geschlecht der drei Personen betrifft, lag die Frau völlig richtig.

    Die mittlere Position wird von der Jagdgöttin Diana eingenommen. Darüber sind sich alle einig. Mit leichtem Schritt scheint sie aus dem Bild hervorzutreten. Aus ihrem Köcher entnimmt sie mit ihrer rechten Hand einen Pfeil, während sie in der linken Hand den Bogen hält. Eine dynamische Momentaufnahme, kurz vor dem Abschuss der Jagdbeute, die ihren Ursprung in der griechischen Kunst sucht. Auf ihrer rechten Seite blickt ein Hund zu ihr, ein zweiter liegt links.

    Umstritten ist die Deutung der Begleitfiguren. Zunächst nahm man an, in ihnen Herkules und Apollo identifizieren zu können. Man griff die mythologische Geschichte auf, wonach Apollo von seiner Schwester Diana im Vorhof am Sitz der Götter die Jagdbeute entgegennahm. Herkules, der erst später in den göttlichen Pantheon Einlass fand, übernahm die Arbeit Apollos, um das Wildbret anschließend selbst zu verzehren. Als neugeschaffener Gott war er noch immer von dem unersättlichen Hunger der Sterblichen geplagt.

    Erst später neigte man zu der wahrscheinlicheren Version, Mars und Silvanus begleiten die römische Artemis.

    Mars, der Schirmherr der römischen Legionäre, steht zu Dianas Rechten. Er ist von kräftiger Gestalt und mit einer Lanze, deren dreieckige Spitze noch deutlich auszumachen ist, bewaffnet. Über die linke Schulter fällt ein Überwurf.

    Die 3. Göttergestalt hält in der rechten Hand einen gegabelten Schössling als Zepter, während die linke Hand nach dem Bausch ihres Obergewandes greift. Es ist Silvanus, der römische Gott des Waldes.

    Keine Inschrift gibt uns Auskunft über die dargestellten Gottheiten oder über den Stifter oder den Zweck der Kultstätte. Einen Hinweis bietet die nahe gelegene Römerstraße, deren Pflaster kurz vor dem Grenzübergang nach Roppweiler noch vorhanden ist. Vielleicht haben die Legionäre bei dem Bau der Straße das Kultbild anlegen lassen, um Schutz in dieser einsamen Waldgegend zu erbitten. Ein ähnliches Relief, das man bei Miltenberg am Main fand, trägt die Stifterinschrift einer 13. römischen Legion, die zum Fällen von Bauholz in die Wälder geschickt worden war.

    Auch die Nähe eines römischen Militärlagers, das eine Legende auf die Hochfläche von Hilst platziert, könnte zur Entstehung des Reliefs im 2. Jahrhundert n. Chr. geführt haben. Auf dieser Hochfläche, im Volksmund „Büschel“ genannt, befanden sich teilweise bis zur Brusthöhe erhaltene Mauerzüge, mit deren Abbruch 1934/35 begonnen wurde. 1967 lagen noch als Bodenplatten verwendete Sandsteinplatten und ein Fragment von einem Steintor im Hof der Familie Stucky, die zweifellos von den Mauerzügen stammte. Die ursprüngliche Größe des Steintrogs wurde mit 2 m Länge und einer Höhe von 0,5 m beschrieben. Trotz der Ähnlichkeit mit der Form einer quadratischen römischen Aschenkiste, reichten die vorhandenen Reste für eine Altersbestimmung nicht aus. Somit wird das „Römerlager“ auch weiterhin eine Legende bleiben.

    Nicht ganz auszuschließen ist die Vermutung, Jäger hätten durch die Verehrung von Diana ihr Jagdglück verbessern wollen. Insgesamt aber entsprach die göttliche Triade Diana, Mars und Silvanus wohl am ehesten den religiösen Bedürfnissen der römischen Soldaten.

    Quelle: Chronik der Gemeinde Eppenbrunn, Autor: H-J Kölsch-Brauch, Herausgeber: Gemeinde Eppenbrunn, Bilder: Archiv VG Pirmasens-Land

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