Der Eingang zur Burg:
Repräsentatives Entree oder Verteidigungslinie? Wer heute den Aufgang zur Burg Lemberg hinauf steigt, ahnt vielleicht etwas von der imposanten Empfangssituation, wie sie sich dem Besucher Mitte des 16. Jahrhunderts geboten haben mag. Durch drei Tore musste damals der Gast - oder auch der Feind - hindurch. Doch ob die gestaffelten Mauern der Sicherheit dienten, oder ob sie dem Schloss in der Renaissance vielmehr ein repräsentatives Entree verschaffen sollten, wissen die Archäologen heute noch nicht so genau. Denn die Toranlage ist noch gar nicht richtig erforscht. Denn erst 1996, als man die alte Auffahrt zur Burg-schänke beseitigte, stießen die Ausgräber auf die Reste der Toranlage. Noch immer liegt einiges im Boden vergraben. Vor allem von der Erschließung des Burggrabens - der voraussichtlich Anfang kommenden Jahres freigelegt werden soll - vor dem zweiten Tor versprechen sich die Archäologen Aufschlüsse über die zeitliche Abfolge.
Ein Turm sichert das erste Tor:
Mindestens vier Stockwerke hoch war der Turm, der das erste, untere Tor bergseitig sicherte. Innen führte eine Treppe hinauf und es ist anzunehmen, dass über den Turm auch die obere Plattform der Burganlage erreicht werden konnte. Zwei Schießscharten im Untergeschoss betonen den wehrhaften Charakter der Anlage. Allerdings: Nur eine ist auf den Weg ausgerichtet, die zweite zielt nach unten und wurde später zugemauert. Wohl weil - merkwürdig, da potenziellen Angreifern schutzlos ausgeliefert - zu späterer Zeit ein kleiner Raum außerhalb der Burganlage an den Turm angebaut wurde. Der Zweck ist unklar. Heute sind vom Turm nur noch Reste zu sehen. Die Grundmauern des vorgesetzten Raums sind zugeschüttet, um den gut erhaltenen Fliesenboden vor Verwitterung zu schützen. Etwa 2,30 Meter breit war das Tor, wer genau hinschaut, sieht die Achspunkte der Torflügel, die Anker der Riegelbalken und die Fugen für das Fallgitter.
Ein Graben schützt das zweite Tor:
Das zweite Tor ist unterteilt in ein Haupttor und einen Durchgang für Fußgänger. Vorgelagert war ein mindestens vier Meter breiter Graben, dessen Tiefe die Archäologen auf drei bis vier Meter schätzen. In die Sockelsteine des Tores geschnittene Winkel dienten als Ankerpunkt für die Schwenkbrücke. Dahinter öffnete sich das Flügeltor. Das zweite Tor ist mit der talseitig die Auffahrt flankierenden Mauer nicht verzahnt - für die Fachleute ein Indiz dafür, dass die Sicherung der Anlage hier nicht mehr die Hauptrolle gespielt haben mag. Ein Ausbruch in der Mauer deutet auf ein vorgelagertes, älteres Tor hin, das zu früheren Zeiten die Burg gesichert hat.
Der Zwinger vor Tor drei:
Auch das dritte Tor ersetzte ein älteres. Ähnlich wie das zweite Tor ist es in die Talmauer nicht eingebunden. Das Fußgängertor, das auch hier die breite Wageneinfahrt begleitete, ist größtenteils zugemauert, der obere Bogen ist allerdings noch gut zu sehen Mit etwas Fantasie kann man sich auch heute noch gut die "Zwinger-situation" vorstellen, die damals den Besucher zwischen Tor zwei und drei empfangen hat, bevor der Zugang zum Burghof endgültig freigegeben wurde.
Aufbaustudie von Hartung: Nördlicher Zwinger