Niedergang einer Burg

    Streit ums Erbe:

    Wo kein Nachkomme ist, beginnt bald der Streit ums Erbe. Entfernte Verwandte, frühere Besitzer melden Ansprüche an. So auch auf der Burg Lemberg. Graf Jakob war 1570 gestorben, ohne männlichen Nachkommen. Sein Erbe fiel deshalb an Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg, der Ludovika, die einzige Tochter Jakobs, geheiratet hatte. Ludovika war testamentarisch als Alleinerbin eingesetzt. Allerdings war Ludovika schon 1569 gestorben, ein Jahr vor ihrem Vater. Das Erbrecht des Grafen von Hanau-Lichtenberg wurde deshalb von Graf Philipp von Leiningen-Westerburg angezweifelt, der mit einer Nichte von Graf Jakob verheiratet war. Zu allem Überfluss machten nun auch noch zwei weitere entfernte weibliche Angehörige Ansprüche geltend: die Gräfinnen Elisabeth und Agatha.

    Verwirrende Beziehungen:

    Damit noch nicht genug: Die Herrschaft Bitche war ein Lehen des Herzogtums Lothringen, das nun auch die Hoheit über den südlichen Teil des Amtes Lemberg sowie die Hälfte der Burg beanspruchte. Philipp V. von Hanau-Lichtenberg sah sich also auf der sicheren Seite, als er von sich Herzog Karl III. von Lothringen die Erbteile als Lehen zusprechen ließ. Der Lothringer Herzog jedoch belehnte nur einen Tag später auch Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg mit Schloss und Herrschaft Bitche. Und nur sechs Wochen später bekamen die beiden Gräfinnen Elisabetha und Agatha Schloss und Herrschaft Bitche sowie die Hälfte der Burg Lemberg als Lehen. Der Erbstreit war entfacht.

    Wes Land, des die Religion:

    Nun war aber der Graf von Hanau-Lichtenberg ein überzeugter Protestant. Dass er gleich in seinem neuen Lehnsbezirk seine Religion durchsetzen wollte - nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 durfte er das: "Wes das Land, des die Religion" -, brachte den katholischen Lothringer Herzog gegen ihn auf. Zwar erreichte Philipp V. vor dem Reichskammergericht in Speyer einen Rechtstitel. Allein, es fehlte ihm die Macht, diesen auch durchzusetzen. Militärische Macht dagegen demonstrierte Herzog Karl: Er ließ am 21. Juli 1572 kurzerhand das Schloss Bitche und drei Tage später auch die Burg Lemberg von seinen Truppen besetzen. Gegenwehr gab es keine.

    Die Trennung von Bitche und Lemberg:

    27 Jahre dauerte die Besetzung. Und erst 1606 unterzeichneten Herzog Karl III. von Lothringen und Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg den Einigungsvertrag. Karl III. verzichtete auf Amt und Burg Lemberg, Graf Reinhard auf Schloss und Amt Bitche. Die Trennung war besiegelt.

    Die Folgen der Besatzung:

    Unter der langjährigen Besatzung hatte die Burg Lemberg gehörig gelitten, die Truppen des Herzogs von Lothringen waren mit der Einrichtung nicht besonders pfleglich umgegangen. Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg musste erhebliche Mittel aufwenden, um das Schloss wieder instand zu setzen. 






    Der 30jährige Krieg:

    1634 erreichte der 30jährige Krieg Lemberg. Da besetzte der österreichische Rittmeister Georg Altenburger mit einer Kompanie Soldaten die Burg. Die umliegenden Dörfer gab er seinen Soldaten zur "Nutznießung" frei. Die nutzten die Gelegenheit und plünderten und raubten die Bewohner rücksichtslos aus. Als 1635 Altenburger mit seinen Leuten abzog, schrieb der Amtsverwalter an seine Hanau-Lichtenberger Herrschaft: "Waß die armen underthanen anbelangt, seindt sie nun ganz fertig gemacht, daß es zu erbarmen ist." Doch der Schrecken war noch nicht vorbei. Nur ein Jahr später fielen streifende Reiterscharen unter der Führung eines Kapitäns Moßheimb in Lemberg ein. Das Schloss wurde ausgeplündert und in Brand gesteckt.

    "... á bruler le Palatinat":

    Im pfälzischen Erbfolgekrieg bekam die Burg Lemberg den Rest, wie so viele Burgen auf den südwestpfälzer Felsspornen. Ludwig XIV. von Frankreich hatte 1688 Erbansprüche angemeldet unter Berufung auf seine Schwägerin Lieselotte von der Pfalz. Gegen die Expansionspläne des französischen Königs erhob sich ein europäisches Bündnis mit dem deutschen Kaiser, den großen deutschen Reichsfürsten, England und Spanien. Als Ludwig XIV. sah, dass seine Pläne nicht zu verwirklichen waren, befahl er "à bruler le Palatinat" - die Pfalz niederzubrennen.

    Vermutlich im Oktober 1689 erreichte General Montclar die Ruinen der Burg Lemberg. Die Franzosen schleiften die militärischen Anlagen, die Türme und Wehrmauern und ebneten sogar den Bergfried auf der Oberburg ein.





    Die Burgruine als Steinbruch:

    Wohnen konnte man nach dieser Zerstörung auf der Burg nicht mehr. Die Ruine diente als Steinbruch. Behauene Quader der Burg dienten beim Aufbau der Pirmasenser Stadtmauer. Und auch in der Lemberger Kirche fanden sie Verwendung.

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